Vorsicht vor Alkohol nach Schlauchmagen-Operation!

Alkohol und Übergewicht

Über den Zusammenhang zwischen Alkohol und Übergewicht sind sich die Wissenschaftler nicht einig. Einige Studien legen nah, dass ein großer Alkoholkonsum mit Überwicht einher geht, andere Studien konnten dies nicht belegen. je nach Studieninteresse gibt es sogar Studien, die darauf hinweise, wie gesund Alkohol z. B. für das Herz ist.

Es ist aber anerkannt, dass der regelmäßige Konsum großer Mengen Alkohol mit Übergewicht in Zusammenhang steht. Auch kommt es auf die Art des Alkohols an. Am meisten Kalorien hat Bier – angeführt vom Hefeweizen [1].

Adipositas-Chirurgie und Alkoholismus

Durch die Veränderungen, die bei einer Adipositas-Operation durchgeführt werden, wird die Empfindlichkeit gegenüber dem Alkohol erhöht. Das gilt insbesondere für den Magenbypass und den Schlauchmagen. Wer vor der Operation zwei oder drei Drinks „vertragen“ hat, kann danach die Erfahrung machen, dass sich die Wirkung danach verändert:

  • Die Wirkung setzt deutlich schneller ein (der Alkohol wird deutlich schneller resorbiert)
  • Die Wirkung ist stärker (der Anstieg des Alkohollevels ist deutlich schneller)
  • Die Wirkung hält länger an (der messbare Alkoholspiegel ist länger hoch)

Grundsätzlich sollte nach einer bariatrischen Operation zunächst vollständig auf Alkohol verzichtet werden.

Nach einer amerikanischen Studie [3] entwickeln ca. 8 % der operierten Patienten nach der Operation Trinkgewohnheiten, die als kritisch bezeichnet werden müssen.

Die Schlauchmagenoperation

Bei der Schlauchmagen-Operation handelt es sich um eine Operationsmethode in der bariatrischen Chirurgie. Hierbei wird der Magen schlauchförmig verkleinert, um so eine Verringerung der Nahrungsmenge, die aufgenommen werden kann, auf ca. 10 % zu erreichen. Es handelt sich um eine der weltweit am häufigsten und sichersten Operationsmethoden zur Behandlung des Übergewichtes. Im Durchschnitt kommt es nach der Schlauchmagenoperation zu einem Rückgang des Übergewichts um 59% und einer deutlichen Besserung der Begleiterkrankungen

Der Schlauchmagen und Alkohol

In Vorbereitung auf eine Schlauchmagenoperation wird eine zweiwöchige sogenannte „Eiweißphase“ durchgeführt. In dieser Zeit sollte auch auf den Genuss von Alkohol verzichtet werden. Das Ziel dieser Vorbereitung ist, das Gewicht etwas zu reduzieren und so die Bedingungen für die Narkose, die Operation und die Erholung nach der Operation zu verbessern.

Außerdem sollte auch nach der Operation ein Diätplan eingehalten werden um das optimale Gewicht zu erreichen. Daher muss der Konsum von Alkohol schon aus dem Grund der Kalorienaufnahme deutlich eingeschränkt werden.

Nebeneffekte von Alkohol nach bariatrischer Operation

1. Wenig Nährstoffe

In der postoperativen Phase ist der Appetit deutlich herabgesetzt. Das liegt unter anderem daran, dass die Produktion des Hormons Ghrelin, das den Hunger steuert, reduziert ist. Daher sollte die Nahrung nach der Operation ausgewählt sein, und die wichtigsten Nährstoffe enthalten. Anderenfalls kann es zu einem ausgeprägten Nährstoffmangel kommen. Obwohl Alkohol eine Quelle für Kohlehydrate ist die mehr Kalorien enthält als andere Kohlehydrate, enthält er doch keinerlei weitere Nährstoffe. Auch entsteht schnell eine Abhängigkeit von Alkohol als Energiespender, was zu einer Gewichtszunahme führen kann.

Des Weiteren behindert Alkohol die Aufnahme der wasserlöslichen Vitamine B12, B1, B6 und Folsäure. In Verbindung mit der generell verminderten Nahrungsaufnahme nach der Operation kann es so zu einem Vitaminmangel kommen.

Alkohol

2. Sättigung

Einer der Haupteffekte der Schlauchmagen-Operation ist die Verminderung der Nahrungsaufnahme über eine schnelle Sättigung. Da Alkohol flüssig ist, leert sich der Magen nach dem Genuss schneller. Das kann dazu führen, dass man schneller wieder hungrig wird und mehr Kalorien zu sich nimmt, als gewünscht. Auch führt die schnelle Magenentleerung nach Alkoholgenuss dazu, dass der Alkohol in den Darm gelangt, dort schneller und vermehrt resorbiert wird. Das verstärkt die Alkoholwirkung deutlich.

3. Abhängigkeit

Da der Alkohol vermehr und schneller aufgenommen wird, ist auch die Wirkung verstärkt. Es kommt schneller als vielleicht gewohnt zu einer Fahruntüchtigkeit und das Risiko, Alkoholabhängig zu werden, ist deutlich höher!

4. Dehnung des Magens

Ob es nach einer technisch korrekt durchgeführten Schlauchmagenoperation zu einer deutlichen Dehnung des Magens kommen kann, ist nicht unumstritten. Große Mengen Flüssigkeit, so wie sie zum Beispiel beim Genuss von Bier vorkommen können, haben aber sicherlich die Fähigkeit einen Schlauchmagen etwas zu dehnen. Das kann – in Verbindung mit den anderen genannten Effekten – dann auch wieder zu einer Gewichtszunahme führen.

5. Leberschäden

Die am meisten verbreitete Form von Lebererkrankung in der westlichen Welt ist die Alkoholische Fettleber. Seltener ist die Nicht-Alkoholische Fettleber Erkrankung (NAFLD). Bei den meisten Patienten für eine bariatrische Operation kann währende der OP eine sichtbare Verfettung der Leber beobachtet werden. Daraus kann sich eine NAFLD entwickeln, die dann wiederum zu einer Leberzirrhose führen kann. Im Extremfall wird dann eine Lebertransplantation notwendig. Eine bariatrische Operation führt zu einem deutlich zu beobachtenden Rückgang der Leberverfettung und somit zu einer Gesundung einer bereits erkrankten Leber. Alkohol wirkt dem nicht nur über die Kalorien entgegen. Alkohol ist auch Lebertoxisch:

6. Lebertoxine (Giftstoffe, die der Leber schaden)

Es ist bekannt, dass Alkohol giftig für Leberzellen ist. Da der Appetit und die Aufnahme von Kalorien nach der Operation abnehmen, muss die Leber vermehrt arbeiten. Sie dient als Energiereservoir und muss die gespeicherte Energie (Fettzellen) in verwertbare Energie umwandeln. Der Abbau von Alkohol findet auch in der Leber statt und konkurriert somit mit den anderen Aufgaben. Das kann im Extremfall zu einem Leberversagen führen.

Alkoholgenuss ist nach einer bariatrischen Operation nicht verboten. Wie schon erwähnt, können kleine Mengen Alkohol auch einen positiven Effekt auf das Herz-Kreislauf-System haben. Dieser Effekt wird aber auch durch Sport und Diät erreicht. Daher sollten Sie die Vorteile des Alkoholgenusses gegen die Risiken abwägen. Ein vollständiger Verzicht auf Alkohol wäre aus medizinischer Sicht aber zu empfehlen.

Empfehlungen zum Alkoholgenuss nach einer bariatrischen Operation

Wenn die oben genannten Hinweise nicht dazu geführt haben, dass Sie dem Alkohol vollständig abschwören, dann sollten Sie sich an diese einfachen Empfehlungen halten:

  • Kein Alkohol während der ersten sechs Monate nach der Operation
  • Keine Alko-Pops (Mischgetränke mit Alkohol, Säften und / oder Cola, bzw. Limonaden)
  • Denken Sie daran, dass auch kleine Mengen Alkohol zu einer Unterzuckerung und zu einer Alkoholvergiftung führen können!
  • Alkohol immer in Verbindung mit dem Essen trinken. Dadurch wird die Aufnahme des Alkohols vermindert
  • Überprüfen Sie den Kaloriengehalt der alkoholischen Getränke

Quellen:

[1] The association of pattern of lifetime alcohol use and cause of death in the European Prospective Investigation into Cancer and Nutrition (EPIC) study
[2] JAMA Surg: Substance Use Following Bariatric Weight Loss Surgery
[3] Medscape: Schlank, aber süchtig? Nach bariatrischer OP steigt Risiko für Alkohol-Missbrauch
Insipriert durch Mexico Bariatric Center

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