Eine weit verbreitete Sorge ist, dass man nach einer Adiposita-Operation immer hungrig ist, aber nicht mehr ausreichend essen kann um auch mal satt zu werden. Dazu muß man wissen, dass das Sättigungsgefühl erheblich durch die Operation beeinflusst wird. Eine Adipositas-OP hat zwei Effekte: Das Gewicht wird reduziert und viele Nebenerkrankungen werden deutlich gebessert. Beide Ziele werden unter anderem dadurch erreicht, dass eine deutliche Veränderung des Hormonhaushalts stattfindet, insbesondere der Hunger-Hormone.

Zwei verschiedene Wirkweisen der Operationen

Grundsätzlich werden die verschiedenen Operationsmethoden in zwei verschiedene Wirkgruppen unterteilt:

  1. Die restriktiven Verfahren (Verkleinerung der Magengröße)
  2. Die malabsorptiven Verfahren (Verringerung der Aufnahme von Kalorien aus der Nahrung)

Hier ein Überblick über die häufigsten Operationsverfahren


Die meisten Methoden basieren auf beiden Prinzipien. Einen Überblich über die Wirkweisen der verschiedenen Operationsverfahren soll diese Tabelle bieten:

Operationsmethode Restriktiv Malabsorptiv
Magenband (LAGB) X
Schlauchmagenoperation (Sleeve) X (X)
Magenbypass X X
Omega-Loop oder Minibypass X X
Biliopankreatische Diversion – Duodenal Switch (BPD-DS) X X
Magenballoon X

Adipositas-OP und Hungerhormone

Neben den beschriebenen Faktoren (Malabsorption und Restriktion) gibt es aber noch einen weiteren Effekt der Operation: Der Wunsch nach Essen wird verändert.

Sich hungrig zu fühlen ist kein angenehmes Gefühl. Da es bei einer bestehenden Adipositas der Fall sein kann, dass das Hungergefühl deutlich vermehrt auftritt und ein Sättigungsgefühl seltener wahrgenommen wird, tritt vermehrt Stress auf. Für das Hungergefühl sind Hormone zuständig:

Ghrelin und Leptin: Hormone die den Hunger steuern

Hunger ist nicht einfach nur das Gefühl des leeren Magens. Der Körper produziert ein Hormon um dem Gehirn zu sagen, dass er Nahrung benötigt: Das Ghrelin. Gebildet wird das Ghrelin im Magenfundus, dem Hauptteil des Magens. Es verursacht ein unangenehmes Gefühl, dass durch Essen beseitigt werden kann. Wenn man dann satt ist, wird das durch das zweite Hormon signalisiert: Das Leptin. Das wird in den Fettzellen des Körpers gebildet.

Eine Magenverkleinerung, wie sie bei den meisten der genannten Verfahren zumindest ein Teil der Therapie ist, führt dazu, dass das Signal „ich bin voll“ schneller an das Gehirn signalisiert wird, als beim normalen Magen. Aber auch die Produktion der Hormone an sich wird durch einige der Operationsverfahren verändert:

Ghrelin

Studien [1.] haben gezeigt, dass durch die Schlauchmagenoperation die Ghrelinproduktion deutlich verringert wird. Das liegt daran, dass das Hormon zu einem großen Teil in dem Teil des Magens gebildet wird, der bei dieser Operation entfernt wird. Beim Magenbypass sind die Ergebnisse variabler, aber ein Einfluss auf die Ghrelinproduktion wurde in gewissem Grad auch nachgewiesen [2.]. Durch das Magenband wird kein Einfluss auf die Hormonproduktion genommen [5.].

Leptin

Leptin erzeugt das Sättigungsgefühl. Eigentlich wäre es wünschenswert, wenn durch eine Operation die Leptinmenge im Körper erhöht werden könnte. Tatsächlich haben Studien aber gezeigt, dass das Leptinniveau bei Menschen mit Adipositas höher liegt, als bei anderen. Das kommt daher, dass das Hormon in den Fettzellen des Körpers gebildet wird. Eigentlich soll eine ausreichende Menge an Fettzellen signalisieren, dass keinen weitere Nahrungsaufnahme notwendig ist. Offenbar reagieren diese Menschen weniger sensibel auf dieses Hormon. (Wenn Sie also übergewichtig sind und darauf angesprochen werden, sagen Sie einfach, „ich leide unter einer Leptin-Resistenz“). Nach der Operation fallen die gemessenen Leptin-Spiegel zwar ab, aber der Effekt des Ghrelin scheint deutlich mehr Einfluss zu haben [3. & 4.].

Der Einfluss einer Adipositas-OP auf den Hunger

Wer an Übergewicht leidet, hat oft vermehrt Hunger. Eine Adipositas-OP kann auf dieses Hungergefühl Einfluss nehmen – je nach gewähltem Verfahren, mehr oder weniger. Nicht nur tritt das Gefühl „Hunger“ deutlich vermindert auf, auch wird schneller ein Sättigungsgefühl erreicht, da der Magen in den meisten Fällen deutlich kleiner geworden ist.

Quellen:

  1. Sleeve Gastrectomy and Gastric Banding: Effects on Plasma Ghrelin Levels
  2. Plasma Ghrelin Levels after Diet-Induced Weight Loss or Gastric Bypass Surgery
  3. All Bariatric Surgeries Are Not Created Equal: Insights from Mechanistic Comparisons
  4. Wikipedia: Leptin
  5. Wikipedia: Ghrelin

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One Thought to “Werde ich nach der OP immer hungrig sein?”

  1. […] der Appetit deutlich herabgesetzt. Das liegt unter anderem daran, dass die Produktion des Hormons Ghrelin, das den Hunger steuert, reduziert ist. Daher sollte die Nahrung nach der Operation ausgewählt […]

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