Die Zahl der bariatrischen (oder Adipositas-) Operationen nimmt weltweit zu. Auch wenn die Adipositas-Chirurgie inzwischen weit verbreitet und anerkannt ist, so gibt es doch auch einige Mythen, die sich hartnäckig halten. Hier sollen ein paar davon entlarvt werden:

1. Abnehmen nach OP ist ein zu leichter Ausweg.

Diejenigen, die sich dieser Operation unterziehen, müssen immer noch Diäten machen, sich an umfangreiche Ernährungsempfehlungen halten und Sport treiben. Die Operation kann und wird alleine nicht funktionieren. Sich für eine bariatrische Operation zu entscheiden, bedeutet sich für eine nachhaltige Änderung der Lebensgewohnheiten zu entscheiden und sich zu verpflichten, gesund zu essen und aktiv zu sein. (Hier ein Erfahrungsbericht eines operierten)

2. Ich werde alleine durch die OP abnehmen.

Die Operation ist, auch wenn Patienten ungefähr 60 % des Übergewichtes nach der Operation verlieren, nur eine „Krücke“ die genutzt werden will. Um langfristig Erfolg zu haben, muss es zu einer umfangreichen Änderung der Lebensgewohnheiten kommen. Richtiges Essen und Sport, vor und nach der Operation, sind unverzichtbar um eine erneute Zunahme zu vermeiden. Wer sich nicht daran hält kann und wird wieder zunehmen. Auch wenn die Operation den Stoffwechsel verändert, ist es möglich, sich dem anzupassen und trotz der anatomischen Veränderungen zuzunehmen.

3. Es handelt sich um eine kosmetische Behandlung.

Durch die bariatrische Chirurgie können Bluthochdruck, die Zuckerkrankheit, das Schlafapnoesyndrom, Unfruchtbarkeit bei Frauen und weitere Erkrankungen behandelt und verhindert werden. Daher reden Fachleute auch von der metabolischen Chirurgie (Metabolismus = Stoffwechsel). Mit „Schönheits-Chirurgie“ hat das nichts zu tun.

4. Man muss mindestens 150 kg wiegen, um überhaupt operiert werden zu dürfen.

Das Gewicht ist nicht das einzige Kriterium, nach dem Patienten für die Operation ausgesucht werden. Bei Vorliegen von gesundheitlichen Einschränkungen, die durch eine Operation besser werden können, kann die Operation auch für Menschen mit einem mäßigen Übergewicht in Frage kommen. Z. B. kann auch bei einem BMI zwischen 35 und 40 kg/m2 eine Operation sinnvoll sein, wenn ein Diabetes mellitus oder ein Bluthochdruck vorliegt.

5. Die Erholung nach der OP dauert Monate

Typischerweise erholen sich die meisten Patienten innerhalb von ein bis zwei Wochen. Abhängig vom Beruf, geht mancher bereits in der dritten Woche wieder zur Arbeit (Weitere Informationen finden Sie hier).

6. Wenn man zu krank ist, kann man nicht operiert werden

Tatsächlich werden manche Patienten operiert, weil sie so krank sind. Neben der Zuckerkrankheit und dem Bluthochdruck, kann auch eine ausgesprochene Herzschwäche oder eine chronische Lungenerkrankung besser werden, wenn das Gewicht nach der Operation sinkt. Gegebenenfalls muss vor der Operation eine Vorbereitung z. B. mit Hilfe eines Magenballons durchgeführt werden, um die Bedingungen für eine Narkose zu verbessern.

7. Man muss lange im Krankenhaus bleiben.

Typischer Weise kann man nach einer laparoskopischen Operation das Krankenhaus nach 4 bis 7 Tagen wieder verlassen.

8. Ich bin zu alt für die Operation

Das Alter spielt keine Rolle. Wenn die Ärzte der Meinung sind, dass jemand gesundheitlich von einer bariatrischen Operation profitieren kann, und ansonsten keine anderen Gründe gegen eine Operation sprechen, dann spricht nichts dagegen, auch hier eine Schlauchmagen- oder Magenbypassoperation durchzuführen.

9. Man kann nie wieder richtig essen

Es ist richtig, dass unmittelbar nach einer bariatrischen Operation die Menge, die man essen kann, sehr klein ist. Und weil die Portionen so klein sind, muss sehr genau auf die Zusammensetzung der Nahrung geachtet werden, damit es nicht zu Problemen kommt. Es findet dann aber ein Lernprozess statt und im Verlauf werden die Portionen wieder größer und das Essen wird wieder zu einer ganz normalen Tätigkeit. Es kann dann auch wieder am Geburtstagsbrunch teilgenommen werden oder ein Grillabend im Garten stattfinden. Der Genuss kommt allerdings nicht mehr über die Menge des Essens, sondern über den Geschmack.

10. Meine Krankenkasse zahlt mir diese OP niemals

Wenn die Bedingungen für eine Operation erfüllt sind, dann zahlt auch Ihre Krankenkasse. Es gibt klare Leitlinien, die die Voraussetzungen definieren. Wenden Sie sich an ein Adipositaszentrum in Ihrer Nähe, da wird man Ihnen helfen, den Antrag zu stellen und genehmigt zu bekommen. Sie müssen den Antrag nicht alleine stellen.

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