Warum gibt es fast keine Magenbänder mehr?

Das Magenband war mal die am häufigsten eingesetzte operative Methode zur Behandlung der Adipositas. 2006 wurde bei über 60 % aller Eingriffe dieser Art in Deutschland ein Magenband eingebaut. 2014 betrug dieser Anteil noch 2,6 %.

Warum diese Änderung?

Verschiedene Operationsverfahren in Deutschland 2006-2014

Als das Magenband Mitte der 90er Jahre auf den Markt kam, war es für viele ein Segen. Die meisten Adipositas-Operationen wurden bis dahin in geringer Zahl und in den meisten Fällen in offener Operationstechnik durchgeführt. Jetzt gab es eine Methode, die in „Knopflochchirurgischer“ Technik durchgeführt werden konnte und bei der der Magen anatomisch nicht verändert werden musste. Die Ergebnisse waren vielversprechend: Die Patienten nahmen in bisher nicht gekanntem Ausmaß ab, die Begleiterkrankungen (Diabetes) wurde besser. Mit der Entwicklung weiterer Operationstechniken konnte man bessere Erfolge erzielen und hatte weniger Komplikationen. Insbesondere nach der ersten Schlauchmagenoperation in Deutschland im Jahre 2008 ging die Zahl der Magenbandimplantationen stetig zurück.

Die Komplikationen haben letztendlich dazu geführt, dass das Magenband langsam vom Markt verschwindet: Von den im Jahre 2014 durchgeführten Revisionsoperationen (Operationen zur Behandlung von Problemen nach einer vorangegangenen Operation) bezogen sich 33 % auf zuvor eingebrachte Magenbänder. Inzwischen werden mehr als doppelt so viele Magenbänder wieder entfernt, wie eingebracht werden.

Ausgebautes Magenband (durchtrennt)

Welche Probleme machen Magenbänder?

In manchen Fällen wandert das Magenband langsam in den Magen ein. Es ist dann bei einer Magenspiegelung teilweise im Magen zu sehen. Auch verrutschen sie häufig und helfen dann entweder gar nicht mehr oder die Patienten haben Beschwerden. Oder der Bereich vor dem Band dehnt sich auf und es bildet sich ein sogenannter „Vormagen“. Auch kann die Einstellung eines Magenbandes sehr aufwendig sein und häufige Besuche im Krankenhaus notwendig machen.

Ein großer Nachteil der Magenbänder ist aber ein ganz anderer: Sie können überlistet werden. Wer es darauf anlegt, kann auch mit einem Magenband zunehmen. Kalorienreiche Getränke werden durch das Magenband nicht blockiert. Auch gibt es bestimmte Speisen, die gut durch das Magenband passieren und eine Gewichtsabnahme verhindern. Oder das Essen vieler Zwischenmahlzeiten führt zu einer zu großen Aufnahme von Kalorien.

Auch gibt es inzwischen Methoden, bei denen der zu erwartende Gewichtsverlust höher ist, als bei einem Magenband.

Warum werden trotzdem überhaupt noch Magenbänder eingebaut?

Viele der oben genannten Probleme können vermieden werden. Eine gute Operationstechnik und eine optimale Nachbetreuung können verhindern, dass das Band mechanische Probleme macht. Patienten, die gut auf den Eingriff vorbereitet sind, die sich an Absprachen halten und zuverlässig zu den Untersuchungen kommen, können von eine Magenband profitieren, ohne die anatomischen Veränderungen der anderen Methoden.

Datenquelle: Weißbuch Adipositas
(Klein, Krupka, Behrendt, Pulst, Bleß: Weißbuch Adipositas – Versorgungssituation in Deutschland, Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Berlin, 2016 (3.8 MB))

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2 Thoughts to “Warum gibt es fast keine Magenbänder mehr?”

  1. […] Eine fantastische gut verständliche Erklärung hat hier das Adipositaszentrum Winsen aufgeführt […]

  2. […] häufigsten durchgeführten Umwandlungen finden nach Magenband-Implantation oder nach Schlauchmagenoperation statt. Nach der Entfernung eines Magenbandes, kann grundsätzlich […]

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