Kann man durch eine bariatrische Operation eine Laktoseintoleranz entwickeln?

Milch gehört zu den am häufigsten konsumierten Lebensmitteln in unseren Regionen. In Deutschland werden pro Kopf und Jahr ca. 57 Liter Milch getrunken, ca. 24 Kilo Käse und ca. sechs Kilo Butter gegessen. Relativ häufig wird in den Sprechstunden nach einer Operation festgestellt, dass Patienten Milch und Milchprodukte nicht mehr gut vertragen. Es kommt zu Blähungen und Durchfall, manchmal auch zu Schmerzen. Dies kann grundsätzlich mit den Veränderungen im Verdauungstrakt nach einer bariatrischen Operation zu tun haben, es kann aber tatsächlich auch zu einer Lactoseintoleranz kommen. Das ist zwar selten, aber möglich. Daher kann es notwendig werden, Milch und Milchprodukte nach der Operation zu reduzieren.

Fakten über Milch und Lactose

Milch hat viele gesundheitliche Vorteile. Sie enthält Calcium und ist gut für die Knochen auch senkt sie den Blutdruck. Forscher diskutieren, ob sie das Risiko für Herzerkrankungen verringert und über den Effekt auf Diabetes[1]. Joghurts haben einen positiven Effekt auf die Darmflora, insbesondere, wenn Antibiotika eingenommen wurden.

Milch enthält natürlicherweise einen Zucker, der „Laktose“ genannt wird. Um diesen Milchzucker verdauen zu können, wird im Körper ein Enzym benötigt, das „Lakatase“ genannt wird.  Dieses Enzym wird im Darm gebildet. Die Fähigkeit dieses Enzym zu bilden ist genetisch angelegt und hängt direkt mit der Tatsache zusammen, dass in unseren Breiten seit tausenden Jahren Milch verwendet wird. Bei Geburt können alle Säuglinge diese Laktase bilden – ein angeborener Laktasemangel (absolute Laktoseintoleranz) ist ein angeborener Gendefekt und sehr selten. 

In Australien und Europa bleibt diese Fähigkeit auch meistens bestehen („Laktasepersistenz“), während z. B. in Afrika über 90 % der Menschen im Laufe des Lebens keine Milch mehr verdauen können (natürlicher Laktasemangel). In Deutschland können ca. 15 % aller Menschen keinen Milchzucker aufspalten. Das führt dann dazu, dass der Milchzucker in den Dickdarm gelangt, wo er vergoren wird. Das wiederum führt zu Blähungen. Auch ist dieser Milchzucker osmotisch wirksam, was Durchfall verursachen kann. Es sind aber auch andere Symptome möglich und der Laktasemangel kann auch vollkommen asymptomatisch verlaufen.

Die Laktoseintoleranz ist übrigens nur in unseren Breitengraden als eine Nahrungsmittelunverträglichkeit klassifiziert. In anderen Regionen dieser Welt ist das der Normalzustand. Auf jeden Fall handelt es sich in keinem Fall um eine Allergie!

Eine Unverträglichkeit von Milch kann daher sowohl Symptom einer normalen Entwicklung sein, sie kann aber auch tatsächlich durch die Veränderungen am Verdauungssystem oder eine damit einhergehenden Veränderung der Darmflora sein.

Wie viel Laktose enthalten Milchprodukte?

Menge an Laktose in 100 Gramm:

  • Magermilch (0,3 % Fett) = 4,8 g
  • Vollmilch (3,5 % Fett) = 4,7 g
  • Fettarme Milch (1,5 – 1,8 % Fett) = 4,8 g
  • Kondensmilch = 9,3 g
  • Schlagsahne = 3,3 g
  • Molke = 4,7 g
  • Joghurt (3,5 % Fett) = 3,2 g
  • Vollmichschokolade = 2 g

Käse enthält, je länger er gereift ist, wenig bis gar keine Laktose, da diese in Milchsäure umgewandelt wird. Das gilt auch für Butter.

Wer vor der Operation Milch vertragen hat, sollte nach der Operation mit der Milch zunächst warten. Nach ca. 4 Wochen kann Milch langsam wieder verwendet werden um zu testen, ob sie noch vertragen wird. Milch enthält relativ viel Fett, womit es sowieso sinnvoll ist, wenig davon zu  verwenden.

Wie werden Milchprodukte Laktosefrei gemacht?

Durch den Zusatz von Laktase kann die Spaltung von Laktose in Glukose und Galaktose herbeigeführt werden. Bei der Herstellung von laktosefreien Milchprodukten kann entweder entsprechend umgewandelte Milch verwendet werden, oder es wird die Laktase im Herstellungsprozess hinzugesetzt. Durch diese Aufspaltung werden diese Produkte allerdings auch häufig süßer im Geschmack, was bei der Verwendung beachtet werden sollte. [2]

Ersatzprodukte

Es gibt inzwischen ein nahezu unüberschaubares Angebot von Laktosefreien Lebensmitteln. Der Markt wächst und das Angebot laktosefreier Produkte ist ein gutes Geschäft für diejenigen, die diese herstellen und verkaufen. Wenn keine Laktoseintoleranz vorliegt, sollte auch nicht auf diese laktosefreien Produkte ausgewichen werden, da sie häufig deutlich teuer sind. Einen Vorteil für die Gesundheit bieten sie nicht. Die an dieser Stelle bisher verlinkte Webseite „Laktonaut.de“ ist inzwischen leider nicht mehr erreichbar.

Ersatzprodukte, die man vermeiden sollte!

Vermeiden Sie Sojamilch und gesüßte oder aromatisierte Milch oder Milchersatzprodukte. Diese Produkte sind vielleicht Laktosefrei, enthalten aber hohe Zuckerzusätze und können daher weder für die Diät vor noch für die Zeit nach der Operation empfohlen werden.

Sprechen Sie mit Ihrer Ernährungsberaterin

Wenn Sie vermuten, dass Sie eine Laktoseintoleranz entwickelt haben, sprechen Sie mit Ihrer Ernährungsberaterin. Diese kann Ihnen helfen, die Ursachen herauszufinden und wird Ihnen auch Alternativen empfehlen können.

[1] Siehe Spiegel Artikel vom 10.09.2015 (Aufgerufen am 07.02.2018)
[2] Informationen zu laktosefreien Lebensmitteln

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