Warum es gut ist, Hunger zu haben!
Ich glaube, dass es Zeit ist mit einem Missverständnis aufzuräumen: Das Missverständnis ist, dass es möglich sein muss, abzunehmen ohne hungrig zu sein. Jede Diät wirbt auf die eine oder andere Art und Weise mit der Behauptung „Abnehmen ohne hungrig zu sein!“. Dabei ist Hunger doch das Beste, was einem passieren kann, wenn man abnehmen will. Hunger ist das Gefühl des Abnehmens. Hunger ist wie der Muskelkater nach dem Sport. Nur wenn die Muskeln richtig wehtun, dann hat man auch was geleistet. Die steifen Gelenke am Tag danach sind der physische Beweis dafür, dass etwas geleistet worden ist.
„Oh Mann, ich kann mich kaum bewegen. Ich habe drei Stunden im Fitnesscenter verbracht“ „Cool- da hast Du ja richtig was geleistet!“ (sichtbarer Neid) |
Hunger bezeichnet eine subjektiv wahrgenommene, meist unangenehme körperliche alltägliche Empfindung, die sich durch Verlangen nach Nahrung auszeichnet. (1)
Dummerweise hat es die Natur so eingerichtet, dass das Hungergefühl als äußerst unangenehm empfunden wird. Dagegen anzugehen bedeutet, sich dem Überlebensinstinkt des Körpers entgegen zu stellen.
Hormone
Die Empfindung Hunger entsteht durch ein Absinken des Blutzuckerspiegels. Verschiedene Rezeptoren im Körper melden einen zu niedrigen Zuckerspiegel an das Hungerzentrum im Gehirn. Auch werden die Fettreserven berücksichtigt: Das gespeicherte Fett setzte das Hormon Leptin frei. Je mehr Leptin im Blut, desto seltener tritt Hungergefühl auf. Leider funktioniert das nur bei Menschen mit Normalgewicht. Bei Adipositas tritt eine „Leptin-Resistenz“ auf und die sättigende Wirkung lässt nach. Hungergefühle werden zusätzlich auch noch durch andere Faktoren ausgelöst: Geruch, Geschmack und Aussehen von Essen, persönliche Präferenzen und Gewohnheiten und auch die „innere Uhr“ scheint eine Rolle zu spielen. Der hormonelle Gegenspieler des Leptins ist das Ghrelin. Ghrelin wird in der Magenwand gebildet und ausgeschüttet, je leerer der Magen ist. Viel Ghrelin signalisiert Hunger an das Gehirn. (Hieraus erklärt sich ein Effekt der Schlauchmagenoperation, bei der der Teil des Magens entfernt wird, der dieses Hormon bildet). Ein weiterer Mitspieler auf dem Gebiet des Hungers ist das Neuropeptid Y. Die Tatsache, dass das gleiche Peptid auch an der Regulation von Stress- und Angstreaktionen beteiligt ist, lässt erkennen, wie elementar das Hungergefühl für den Menschen ist.
Aber im Gegensatz zu Tieren ist der Mensch in der Lage Hungergefühl zu unterdrücken. Das Hungergefühl lässt sich anderen psychischen Zielen Unterordnen (Anorexie, Hungerstreik) (2).
Genieße den Hunger!
Hunger kommt in Wellen und er verschwindet auch wieder. Es ist möglich, im Rahmen einer Fastenkur ein paar Tage gar nichts zu essen ohne die ganze Zeit Hungrig zu sein. Wenn wir also abnehmen wollen, dann sollten wir die Phasen des Hungergefühls willkommen heißen und uns freuen, dass die Diät offenbar auch einen Effekt hat. Wenn wir das Hungergefühl nicht immer gleich als Signal verstehen, jetzt sofort etwas dagegen zu unternehmen, haben wir schon einen kleinen Sieg errungen. Halte Dich an Deine festgelegten Mahlzeiten, verzichte auf den Snack und genieße das Gefühl, dass Dein Körper an die Reserven geht.
Ich rede hier übrigens von Hunger als gewolltes Gefühl, nicht von „dem Hungern“. Die ausreichende Versorgung mit Nährstoffen muss immer gewährleistet bleiben und eine Essstörung gehört behandelt.
Hungergefühl unterdrücken
Es ist vollkommen verständlich, wenn jetzt jemand sagt: „Aber immer Hunger ist auch nicht schön. Kann ich da nicht etwas gegen machen?“ Hierzu habe ich einen guten Artikel auf dem Blog „Marathonfittness.de“ gefunden: „8 Stoffwechsel-Hacks, die Dein Hungergefühl unterdrücken„. Keine Sorge: Es muss nicht gleich ein Marathon sein!
Quellen:
(1) Hunger, Wikipedia (abgerufen am 28. August 2021)
(2) Hungergefühl, DocCheck Flexikon (abgerufen am 28. August 2021)
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