Adipositas-Gesellschaft befürwortet Zucker-Fett-Steuer

Deutsche Adipositas Gesellschaft
Deutsche Adipositas Gesellschaft

München 08. Mai 2015 Um die Adipositasepidemie auch in Deutschland aufzuhalten, befürwortet die Deutsche Adipositas-Gesellschaft nationale politische Maßnahmen, die darauf abzielen, die Lebensbedingungen in unserem Land gesundheitsförderlicher zu gestalten. Dazu zählt auch eine Besteuerung besonders energiedichter Lebensmittel mit hohen Gehalten an Zucker und Fett. Hierzu liegen bereits erste erfolgreiche Ergebnisse aus anderen Ländern vor.

„Wir begrüßen, dass die WHO-Empfehlung für Verbrauchssteuern auf ungesunde Lebensmittel, z.B. eine Zuckersteuer, fraktionsübergreifend ernsthaft diskutiert und geprüft wird.“, kommentiert Prof. Dr. med. Martin Wabitsch, Präsident der Deutschen Adipositas-Gesellschaft (DAG) die derzeitige öffentliche Diskussion um verhältnispräventive Maßnahmen zur Primärprävention. In Deutschland seien zwei Drittel der Männer und jede zweite Frau übergewichtig – Deutschland sei damit längst eine übergewichtige Gesellschaft, jeder Vierte sei bereits adipös (schwer übergewichtig) und der Schweregrad des Übergewichts nehme weiter zu (1): „,Übergewicht ist das neue Normal und wir benötigen effizientere Methoden um diese Übergewichtsepidemie aufzuhalten“, fasst Wabitsch zusammen.

„Es ist höchste Zeit, dass die politischen Entscheider in Deutschland mutiger und entschlossener werden und sich eingestehen, dass elterliche Sorge, ärztliche Mahnungen, Ernährungserziehung- und Verbraucheraufklärung, Unterstützung von Pilotprojekten der Gesundheitsförderung – so gut gemeint und so unerlässlich sie im einzelnen sind oder sein mögen, alleine nicht gegen die Übermacht einer übergewichtsfördernden Umwelt ankommen. Wir müssen in Deutschland grundlegend neue, kohärente Politikstrategien implementieren, die verhältnispräventiv auf die Umwelt einwirken und es so den Menschen aller gesellschaftlichen Schichten leichter machen, gesunde Entscheidungen zu treffen.“ so Kinder- und Jugendarzt Wabitsch. Es sei die Aufgabe der Politik, Schaden von der deutschen Bevölkerung abzuwenden.

„Beim Präventionsgesetz besteht Nachbesserungsbedarf im Hinblick auf eine verhältnispräventive Schwerpunktsetzung (2)“, mahnt Wabitsch an. Der Adipositasexperte weist darauf hin, dass erste positive Ergebnisse zur Besteuerung von Lebensmitteln aus anderen Ländern bereits vorliegen (Beispiele s. Tabelle, (6): „In Ländern mit Verbrauchssteuern für energiedichte Lebensmittel u/o Getränke konnte übereinstimmend gezeigt werden, dass der Konsum der höher besteuerten Lebensmittel nachweislich zurückgegangen ist und zusätzlich noch Einnahmen generiert werden konnten“, so Wabitsch.

Die DAG setzt sich bereits seit 2007 für verhältnispräventive Maßnahmen ein und hat sich deshalb 2011 der Allianz Nichtübertragbarer Krankheiten (DANK) angeschlossen. Die DAG trägt die vier Kernforderungen von DANK für eine wirksame Primärprävention mit, darunter auch Verbrauchssteuern für ungesunde Lebensmittel, wie sie auch von der WHO und der Vereinten Nationen empfohlen werden (4, 5), in Kombination mit einer Steuersenkung für empfehlenswerte Lebensmittel (z.B. Obst, Gemüse) (3).

Land und Steuer Konsumrückgang Steuereinnahmen
Dänemark:
Steuer auf gesättigte Fette (2,15 €/ kg) in Produkten mit >2,3 g gesättigten Fetten/ 100 g Lebensmittel
10-15% bei einigen Produkten 134 Mio €
(Nov. 2011-Aug. 2012)
Finnland:
Steuer auf Süßigkeiten und Speiseeis (0,95 €/ kg), nicht-alkohol. Getränke (0,11€/l) und Getränke mit >0,5% Zucker (0,22€/l)
Verkaufszahlen gesunken, noch kein offizieller Ergebnisreport 197 Mio € (2012)
Frankreich:
Steuer von 7,16 €/ 100 l auf gesüßte Getränke (Limonaden, Fruchtgetränke, aromatisierte Wasser, …) für Hersteller, Importeure und Händler eigener Marken
„Innerhalb des ersten Jahres vollständige Weiterreichung der Preiserhöhung an Kunden“ und „sofortiger Rückgang der Absatzzahlen der betroffenen Produkte“, genaue Evaluierung in Planung. 300 Mio €/ Jahr seit 2012
Ungarn:
Steuer auf Süßigkeiten, Speiseeis, Soft- und Energydrinks, …
Z.T. Reformulierung von Produktrezepturen. Absatzzahlen betroffener Produkte sanken um 27%, 20-35% Senkung des Konsums. 80% der Verbraucher gaben an, der höhere Preis sei der Grund für geringeren Konsum, 20% nannten ein gefördertes Bewusstsein für Gesundheitsaspekte 61,5 Mio. €
(Jan. 2013-Dez. 2013)

Quelle: 6.

Literatur:

  1. Mensink, G et al (RKI): DEGS 2012
  2. Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG, 19.11.2014): Stellungnahme zum Entwurf eines Gesetzes zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der Prävention (Referentenentwurf vom 20.10.2014)
  3. Deutsche Allianz Nichtübertragbarer Krankheiten (DANK, 2014): Den Tsunami der chronischen Krankheiten stoppen: Vier Maßnahmen für eine wirkungsvolle und bevölkerungsweite Prävention“
    Die endgültige Publikation ist verfügbar unter: http://link.springer.com/content/pdf/10.1007%2Fs11553-014-0483-9.pdf
  4. Politische Deklaration des 1. UN-Gipfels gegen die Nichtübertragbaren Krankheiten 2011, Appendix 3, Zugriff 09.04.15
  5. Who Global Action Plan on Noncommunicable Diseases (2013-2020), Zugriff 09.04.15
  6. WHO Europe: Using price policies to promote healthier diets (2015)

Quelle: Deutsche Adipositas Gesellschaft

Ähnliche Artikel