Kann man nach einer bariatrischen Operation eigentlich noch mal operiert werden?

Oft werde ich gefragt, was eigentlich passiert, wenn man nach der Operation nicht genug abnimmt. Gibt es nach einer Adipositas-Operation eigentlich noch einen Plan B oder ist eine Operation eine letzte Chance? Ist jeder, der nicht genug abnimmt oder sogar wieder zunimmt für immer auf sich selber gestellt oder kann man noch mal operiert werden?

Wie schon mehrfach geschrieben: Eine bariatrische Operation ist nicht der leichteste Weg. Es handelt sich nicht um eine Lösung nach dem Motto „gebt mir eine Narkose, und wenn ich aufwache, wird alles von alleine gut!“. Vor der Operation steht das multimodale Konzept, danach der lange Weg über Kostaufbau und sich steigernde körperliche Betätigung zu einem gesünderen Leben. Hat man dann ein stabiles Gewichtsniveau erreicht, dann geht es einem wie jedem anderen: Wer nicht zunehmen will, muss auf sich achten.

Wie so oft in der Medizin ist aber nichts garantiert oder gilt für immer. Es ist möglich, dass das Gewicht nicht in ausreichendem Maße zurück geht oder dass nach einer gewissen Zeit die Pfunde wieder zurückkommen. Auch gibt es Patienten, bei denen das Übergewicht derart groß war, dass auch nach einer deutlichen Gewichtsreduktion noch eine Adipositas auf der Waage stehen bleibt. Und manch ein Patient hat Probleme mit den Nebenwirkungen der Operation. In den meisten Fällen kann auch eine Re-Operation in Betracht gezogen werden.

Wenn das Gewicht nicht in ausreichendem Maße und wie erwartet zurückgeht, dann müssen zunächst verschiedene Faktoren überprüft werden: Ist die Operation technisch einwandfrei ausgeführt worden? Hat sich die Anatomie im Laufe der Zeit geändert? Wie ist das Essverhalten? Sind alte Verhaltensmuster wieder aufgebrochen?
Um dies zu klären wird neben körperlichen Untersuchungen oft auch die erneute Durchführung einer Ernährungsberatung empfohlen.

Gründe für Re-Operationen

Für eine Re-Operation kann es mehrere Gründe geben:

  • Zu wenig Gewicht abgenommen
  • Wieder zugenommen
  • Zu viel Gewicht abgenommen
  • Komplikationen
  • Unverträglichkeiten
  • Geplantes Zwei-Schritt-Verfahren

Zwei Arten von Re-Operationen

Wenn sich die Therapeuten dann gemeinsam entschließen, eine weitere Operation durchzuführen, dann gibt es ganz grundsätzlich zwei verschiedene Arten von erneuten Operationen:

  • Revisions- oder ReDo-Eingriffe
    • Hier werden Komplikationen oder Veränderungen der ersten Operation korrigiert, ohne dass das Operationsverfahren geändert wird. Hierbei kann es sich zum Beispiel um eine nachträgliche Verkleinerung eines Schlauchmagens oder eines Magenpouches handeln, oder eine Korrektur der Darmverbindungen bei einem Magenbypass.
  • Umwandlungseingriffe
    • Hier findet ein Verfahrenswechsel statt. Zum Beispiel die Umwandlung eines Schlauchmagens in einen Magenbypass.

Plan B nach Magenband?Die häufigsten durchgeführten Umwandlungen finden nach Magenband-Implantation oder nach Schlauchmagenoperation statt. Nach der Entfernung eines Magenbandes, kann grundsätzlich jedes andere Operationsverfahren verwendet werden. Ein Schlauchmagen kann in einen Magenbypass, einen Omega-Loop (Mini-)Bypass, einen distalen Magenbypass oder eine Biliopankreatische Diversion umgewandelt werden.

Typische Re-Operationen

Typische Re-Operationen sind:

  • Nach Magenband
    • Port- und Bandwechsel bei Portkomplikationen oder „Slippage
    • Bandentfernung (Einwandern des Bandes in die Magenwand)
    • Umwandlung in ein anderes Verfahren (am häufigsten in einen Schlauchmagen oder Magenbypass) bei unzureichender Gewichtsabnahme, erneuter Gewichtszunahme oder Erweiterung der Speiseröhre vor dem Magen.
  • Nach Schlauchmagen
    • Umwandlung in einen Magenbypass bei Refluxerkrankung (GERD)
    • Umwandlung bei ungenügender Gewichtsreduktion oder nicht ausreichend therapierter Nebenerkrankungen (Magenbypass oder BPD-DS)
    • Verjüngung des Schlauches bei nicht ausreichender Abnahme (ReDo-Operation)
    • Selten: Re-Operation wegen Knickbildung oder Verengung des Magens
  • Nach Magenbypass
    • Operative Korrektur im oberen Anteil (Pouch), um eine Dehnung zu beseitigen
    • Erweiterung der Verbindung zwischen Magen und Darm
    • Versetzen der „Fußpunktanastomose
    • Umwandlung in eine andere Form von Bypass
    • Rückbau zur normalen Anatomie (sehr selten)
  • Nach BPD oder BPD-DS
    • Korrektur / Anpassung der Schenkellänge bei nicht anders zu behandelndem Eiweißmangel oder Durchfall, bzw. Unverträglichkeiten
    • Rückbau (sehr selten)

Was ist denn jeweils sinnvoll?

Welches Verfahren jeweils am Sinnvollsten ist, liegt am Grund für die Re-Operation:

  • Wen nach einer Schlauchmagenoperation ein Sodbrennen diagnostiziert wurde, dann sollte der Schlauchmagen in einem Verfahren so umgewandelt werden, dass es nicht mehr zu einem Aufstieg von Magensäure kommen kann. Dies wäre zum Beispiel bei der Umwandlung in einen Bypass der Fall.
  • Wenn der Magenschlauch sich wieder vergrößert hat oder vielleicht von Anfang an zu groß angelegt war, kann darüber nachgedacht werden, den Schlauch zu belassen und ihn nur zu verkleinern. Vor dem gleichen Hintergrund kann es auch nach einem Magenbypass sinnvoll sein, Verkleinerungen am Magenpouch vorzunehmen.
  • Bei einem Magenbypass kann bei nicht ausreichender Gewichtsabnahme die Darmverbindung (Fußpunktanastomose) so versetzt werden, dass die Länge des Darmanteils, in dem die Verdauung stattfindet, noch einmal verkürzt wird.
  • Bei Komplikationen muss das jeweilige Problem mit endoskopischen, diätetischen oder eben chirurgischen Verfahren angegangen werden.

Zwei-Schritt-Verfahren

Ein Sonderfall sind die Zwei-Schritt-Verfahren. Das sind Behandlungen, die von Anfang an in mehreren Schritten geplant sind. Diese kommen zur Anwendung, wenn ein Patient ein derart großes Übergewicht hat, dass nicht erwartet werden kann, dass eine einzelne Operation ausreicht. Hier kann zum Beispiel zuerst ein Schlauchmagen angelegt werden, und dann, nach einer gewissen Zeit (Monate bis Jahre), ein weiteres Verfahren (Magenbypass, Mini-Bypass) durchgeführt werden.

Magenballon

Auch gibt es Patienten, bei denen der Gesundheitszustand ein mehrstufiges Vorgehen erfordert. Zum Bespiel kann durch das Einbringen eines Magenballons eine gewisse Gewichtsreduktion erreicht werden. Dadurch kann es dann zu einer Verbesserung der Herz- und der Lungenleistung kommen und eine „große“ Operation überhaupt erst möglich werden.

Nicht aufgeben!

Auf jeden Fall sollte niemand glauben, die Adipositas-OP ist die einzige und letzte Chance. Wenn Sie Probleme haben oder mit dem Verlauf unzufrieden sind, sprechen Sie mit Ihrem Adipositas-Zentrum oder holen Sie sich eine zweite Meinung ein. Für die allermeisten Probleme gibt es auch eine Lösung!

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2 Thoughts to “Gibt es eigentlich einen „Plan B“?”

  1. Annegret schlarp

    Bin über vieles nicht richtig informiert worden und tot unglücklich das ich wieder 10kg ..trotz Kl Portionen zugenommen habe.movhte sie gern wieder runter haben
    Außerdem habe ich täglich mit Sodbrennen zu kämpfen und schlucke seit 5 j omebrazol
    Können sie mir helfen ????

  2. Annegret schlarp

    Ich habe genau dieses Problem ..seit Jahren Sodbrennen und nicht genügend abgenommen und wieder zugenommen
    Hab vieles nicht gewusst und mich nicht getraut das bei meiner Klinik zu erfragen .weil ich mich geschämt habe
    Werde das aber jetzt in Angriff nehmen ,nachdem ich diesen Artikel gelesen habe hoffe das man mir helfen wird

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