Die Anwendung Jourvie soll Patienten mit Essstörung zu mehr Eigenverantwortung verhelfen. Kern der App: Ein digitales Essprotokoll, das sich mit dem Therapeuten teilen lässt.

jourvieNEU-ISENBURG. Rund 2,3 Millionen Menschen in Deutschland leiden laut Deutschem Institut für Ernährungsmedizin und Diätetik an einer Magersucht, Bulimie oder Esssucht. Besonders oft sind Mädchen und junge Frauen zwischen 13 und 19 Jahren betroffen.

Die Behandlung gestaltet sich häufig als langwierig und ist von Rückschlägen gezeichnet. Das Berliner Start-up Jourvie hat deshalb eine App entwickelt, die den Behandlungserfolg von Menschen mit Essstörung verbessern soll.

Entwickelt wurde die App mit der fachlichen Beratung der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Charité Berlin.

Die App bietet für die meist jungen Patienten einige Vorteile: So können sie mit einem digitalen Protokoll ihr Essverhalten diskret und zeitnah erfassen. Denn das Ausfüllen von Papierprotokollen während der Therapie stelle oft ein Hindernis dar.

„Essstörungen zuzugeben kostet viel Überwindung. Ein A4-Protokoll dann im öffentlichen Raum auszufüllen – undenkbar“, sagt Ekaterina Karabasheva, die Jourvie 2013 gegründet hat und von persönlicher Erfahrung berichtet.

Das digitale Essprotokoll kann heruntergeladen werden und so mit dem Therapeuten besprochen werden.

Unter „Essprotokoll“ können Nutzer auf der App einfach und schnell die Mahlzeit auswählen, etwa Frühstück oder Snack, und dann angeben mit wem sie gegessen, was sie gegessen und wie sie sich dabei gefühlt haben.

Am Ende des Protokolls gibt es zudem Platz für eigne Gedanken.

Mit Hilfe von Jourvie soll ein aktives und eigenverantwortliches Verhalten gegenüber der Krankheit entstehen, ohne dass sich die Betroffenen dabei ungewollt nach außen hin zeigen müssen, heißt es bei Jourvie.

Neben dem Protokoll beinhaltet die App auch Bewältigungs- und Motivationsstrategien, eine Erinnerungsfunktion, ein Archiv und die Möglichkeit die Daten zu exportieren. Jourvie will so den Therapieerfolg erhöhen und Rückfällen entgegenwirken. (mn)

(Inzwischen nicht mehr verfügbar)

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